Hallo ihr Lieben!
Es sind einige Rezensionen liegen geblieben, die ich nun nach und nach nachhole, bevor ich mich anderen Beiträgen zuwenden kann. Heute habe ich die Rezension zu Marock’n Roll: Sex, Drugs, Art and a Surfing Soul von Fritz Schneider für euch. Das Buch erschien am 10. August 2018.
Klappentext:
Hanno macht sich auf nach Marokko, um in den Wellen und Welten eines fremden Kontinents die Vergangenheit zu bewältigen, seine Ängste zu überwinden und sich als Künstler neu zu erfinden. Seine Exfreundin Lena ist zur selben Zeit in den magischen Bergen Nordkaliforniens auf einer der zahlreichen Weed-Farms, um ihre Reisekasse aufzubessern. Hannos neue Freundin Elli tanzt durch die hippste Straße des Ostens und sein Kumpel Rob ist in den vertikalen Wänden der Alpen damit beschäftigt, seinen Horizont zu erweitern. Zusammen begeben sie sich auf unterschiedliche Reisen durch den Kosmos des modernen Beziehungschaos, auf der Suche nach Geborgenheit, Freiheit, Abenteuer und Selbstentfaltung.
Der Roman besitzt im Wesentlichen zwei Besonderheiten. Zum einen beschäftigt er sich inhaltlich sowohl mit den aktuell sehr angesagten Outdoor-Sportarten Surfen, Klettern, Bergsteigen und Yoga als auch mit dem Legalisierungsprozess von Marihuana in den Vereinigten Staaten. Zum anderen ist er mehrsprachig angelegt. Während der Erzähler den gesamten Roman über den roten Faden der Handlung in deutscher Sprache durch die verschiedenen Kapitel webt, ist die wörtliche Rede in der jeweils tatsächlich gesprochenen Sprache verfasst. Dies verleiht Dialogen und Charakteren größere Authentizität. Als Fremdsprache kommt, außer ein paar arabischen Redewendungen und drei kurzen französischen Sätzen ausschließlich English zur Anwendung. Bezogen auf den gesamten Text machen diese Dialoge einen Anteil von circa sieben Prozent aus. Das sprachliche Niveau der englischen Dialoge ist bewusst so gestaltet, dass ein breites Publikum Zugang finden kann.
Design
Das Cover ist ziemlich bunt und chaotisch gestaltet. Man erkennt viele Elemente, die im Buch thematisiert werden oder zur Handlung beitragen und vieles wird einem erst nach dem Lesen bekannt. Auch die Farbgebung spielt eine wichtige Rolle.
Das Cover finde ich okay. Es ist nicht direkt mein Stil, aber durch den handgezeichneten Charakter hat es auf jeden Fall Persönlichkeit und zeigt dabei auch von außen, wie einzigartig dieses Buch ist.
Zusammenfassung der Handlung in eigenen Worten
In Marock’n Roll geht es hauptsächlich um Hanno und mit ihm befreundete Personen. Hanno ist Künstler und möchte nach dem Tod seines Bruders die Kunst endlich richtig ausleben. Da seine Familie ihn nicht versteht, haut er für ein paar Monate nach Marokko ab, wo er an seinen Kunstwerken arbeitet und nebenbei surft und Yoga macht.
Seine Exfreundin Lena arbeitet währendessen in Kalifornien auf einer Weed-Farm. Dort ist sie mit Kevin zusammen und muss feststellen, dass sie dem Thema offene Beziehung auch dort nicht entkommt.
Hannos aktuelle Freundin Elli lebt ein sehr freizügiges Leben. Die beiden führen eine offene Beziehung und deshalb tanzt Elli durch das Nachtleben und schläft, mit wem sie will. Sex und Tanzen sind ihr Leben und das zeigt sie auch sehr offen.
Rob, der beste Freund von Hannos Bruder, klettert und macht auch eigene Touren durch die Alpen. Seine Freundin Biene macht sich zwar Sorgen, möchte ihm diese Leidenschaft aber auch nicht verbieten. Außerdem muss er Geld verdienen, da sich bald etwas ändern wird.
Erzählstruktur
Erzählt werden alle Handlungsstränge in der dritten Person und in der Vergangenheitsform, aber mit Zugang zu den Gedanken und Gefühlen der Charaktere, die im jeweiligen Kapitel im Vordergrund stehen. Dabei springen die Handlungsstränge hin und her und anfangs ist nicht ersichtlich, wo die Berührungspunkte genau liegen außer eben eine gemeinsame Vergangenheit. Gegen Ende fügen sie sich aber zusammen.
Am Ende des Buches befindet sich übrigens eine Erklärung zu allen Surf-, Kletter- oder Weed-Vokabeln, die in der Geschichte fallen. Leider ist mir das zu spät aufgefallen. So hab ich mich während den Dialogen oft geärgert, dass ich mit einigen Begriffen nichts anfangen kann. Aber jedes Mal googlen hätte den Lesefluss gestört.
Auch die englischen Dialoge haben mich oft ein wenig rausgebracht. Es sind nicht viele und das Englisch ist wirklich nicht schwer (im Gegenteil), aber das Gehirn muss ja trotzdem hin und her schalten. Klar, ist es mal interessant, aber es hat mir nicht so gefallen.
Eindruck zu Plot und Wendungen
Die Story plätschert dabei so vor sich hin. Sie ist eben aus dem realen Leben entsprungen, weshalb es manchmal zu Schicksalsschlägen kommt und manchmal eben jemand Erfolg mit etwas hat. Das Ganze war so unvorhersehbar, wie das Leben selbst, was mir aber sehr gefallen hat.
Das Ende hat mich allerdings nicht ganz so berührt, wie ich es gehofft habe. Das lag aber einfach daran, dass gewisse Perspektiven am Ende nicht mehr thematisiert wurden und so die Ereignisse doch irgendwie mit einer gewissen Distanz nahegebracht wurden.
Entwicklung von Hanno
Die Hauptperson der Hauptpersonen macht im Laufe der Geschichte einiges durch. Er wird immer von Rückblicken über seinen Bruder begleitet, die im Gegensatz zur Hauptstory im Präsenz verfasst sind. Eingeleitet werden diese Rückblicke auch immer auf dieselbe Art und Weise, die ich ein klein wenig zu komisch fand.
Hanno selbst ist sehr sympathisch. Er möchte seinen eigenen Weg finden und endlich seine Vergangenheit verarbeiten, weshalb er sich in ein anderes Land aufmacht. Dort hat er anfangs wirklich die Möglichkeit, sich zu entfalten, was ihm auch sehr gut tut. Dieser Start gibt ihm auch genug Stärke für alles, was im Laufe der Geschichte passiert. Außerdem lernt er viel und mit ihm der Leser. Dabei bleibt er sich im Kern aber durchweg treu.
Über Lena
Lena ist anfangs sehr sehr sensibel und in sich gekehrt. Sie fühlt sich nicht so recht wohl in der Gruppe, zumal Amanda, die sogenannte Mom der Trimcrew, sie nicht wirklich akzeptiert. Sie ist mit Kevin zusammen, kommt aber nicht so recht klar, dass er eine offene Beziehung möchte. Sie bleibt eher für sich. Ihre Entwicklung ist ebenso überraschend wie nicht nachvollziehbar. Dennoch war sie mir sympathischer als Elli.
Eindruck zu Elli
Elli ist das genaue Gegenteil von Lena. Sie ist feurig, temperamentvoll und leidenschaftlich und sie liebt es, mit jedem zu schlafen, der ihr einfach gefällt. Dabei lässt sie ihre Finger weder von ihren Freunden noch von ihrem Mitbewohner und sie spielt dabei auch gern mal mit Gefühlen. Im Grunde ist sie sehr sorglos, aber sie hat große Angst davor, dass jemand sein ganzes Glück auf ihren Schultern ablädt. Ihr Motto ist: Jeder ist seines Glückes Schmied. Und so lebt sie auch. Im großen und ganzen verändert sie sich auch nicht. Aber als Hanno sie braucht, ist sie für ihn da und das zeigt, dass sie trotz allem ein großes Herz hat.
Allerdings war sie mir eher unsympathisch durch ihre sehr extrovertierte und sorgenfreie Art und Weise.
Robs Darstellung
Rob war mir dagegen sehr sympathisch. Was er sich als Ziel nimmt, das zieht er durch. Seine langjährige Freundin Biene ist ihm dabei das Teuerste und Liebste, was er hat. Dennoch rufen ihn die Berge und er genießt die Kraft und die Freiheit, die ihn beim Klettern durchströmen. In gefährlichen Situationen behält er einen kühlen Kopf. Auch er denkt oft an Mark zurück. Man merkt, dass der Verlust ihn immer noch beschäftigt. Trotzdem blickt er weiterhin nach vorn in die Zukunft.
Einen Antagonisten an sich gibt es in diesem Buch nicht. Allerdings erleben fast alle Charaktere einen Schicksalsschlag und müssen diesen irgendwie verarbeiten. Das hat das Ganze sehr interessant gemacht.
Nebenpersonen
Viele der Nebenpersonen haben polarisiert. So gab es einige, die ich gern mochte und die ich ins Herz geschlossen habe, wie zum Beispiel Omar oder Liese. Und dann gab es welche, die ich absolut gar nicht mochte, wie Kevin oder Amanda. Jeder Charakter hatte eine gewisse Tiefe, ohne aber zu sehr ins Detail zu gehen. Das hat dem Buch eine schöne Lebendigkeit verliehen.
Fazit
Marock’n Roll ist ein nettes Buch für Zwischendurch, dessen Ende mir leider zu offen und unrund ist, aber trotzdem durchaus überzeugen kann. Es liest sich leicht und wie eine Geschichte, die direkt aus dem Leben stammt. Die Charaktere sind authentisch und jeder auf seine eigene Art individuell. Es hat zwar ein paar Schwächen, aber ich kann es trotz allem empfehlen.
Daher bekommt es von mir 7 von 10 Sterne.
Weitere Informationen zu diesem Buch:
- Seitenanzahl: 290 Seiten
- Verlag: Eigenverlag
- Preis: 15,00 € Borschiert, 5,99 € als eBook
- ISBN: 978-3982008707
- Gelesenes Format: Taschenbuch
Über den Autor:
Als am 31. Oktober 1952 Ivy Mike das warme, pazifisch paradiesische Eniwetok-Atoll erbeben lässt, erblickt Fritz Schneider im kalten St. Petersburg das Licht der Welt. Auf der roten Seite eines zweigeteilten Planeten wächst er als zweites der drei Kinder von Arnold und Ursula Schneider in einer Künstler- und Akademikerfamilie auf. Arnold hat nach dem Krieg Musik und Ursula Mathematik studiert.
Die noch immer jungen Eltern beschließen 1962 zurück in das gelobte Vaterland zu ziehen und die Muttersprache hochleben zu lassen. Im Alter von 10 Jahren kommt Fritz als Russlanddeutscher Aussiedler nach Ostberlin. In den folgenden neun Jahren lebt er in verschiedenen Städten der ehemaligen DDR. Unter anderem in Leipzig und Erfurt, bevor er im Winter 71 unter abenteuerlichen Umständen aus der Arbeiter- und Bauernrepublik flüchtet. Nach kurzem Aufenthalt in Frankfurt und Köln beschließt er, die Welt zu bereisen.
Er hält den Daumen raus und bricht auf, mit einem halbvollen Rucksack und einem leeren Portemonnaie. Einmal quer durch Europa, über Nordafrika in den Orient nach Afghanistan, Pakistan und Indien über Indonesien nach Australien, und dann mit dem Segelboot über den Pazifik. Während dieser Zeit hält er sich mit einfachen Jobs, als Tellerwäscher und Handwerksgehilfe, über Wasser.
Am 01. Mai 1975, als das ach so gute Washington seinen bösen Krieg im fernen Asien offiziell verloren erklärt, setzt Fritz zum ersten Mal seinen Fuß auf den amerikanischen Kontinent. Angekommen in einer Stadt, in die er sich sofort verliebt. San Francisco! Er bleibt für ein gutes Jahr, bevor ihn das Reisefieber wieder packt. Dann setzt er Segel und schippert nach Costa Rica. Er reist durch ganz Mittel- und Südamerika und verdient sein Geld als Straßenmusiker und Drogenkurier.
Immer wieder jedoch zieht es ihn zurück zu seiner großen Liebe, und so wird seine Heimat schließlich San Francisco. In den späten Achtzigern leitet er eine der unzähligen illegalen Weedfarms im Norden Kaliforniens. Ab den Neunzigern arbeitet er als Surf-, Kletter- und Yogalehrer. Er spielt in verschiedenen Bands und versucht sich als Performance-Künstler, Maler und Bildhauer. Seit Anbruch des neuen Jahrtausends auch als Fotograf, Kameramann und Hobby-Regisseur von Kurzfilmen. In den letzten zehn Jahren hat er als Autor seine Liebe zur Poesie und seine Leidenschaft für Belletristik ausgelebt.
Literarisches Schaffen und Veröffentlichungen
Neben einem Roman, diversen Kurzgeschichten und Märchen für den Hausgebrauch hat der Autor auch zahlreiche lyrische Werke verfasst. Bisher hat er von Veröffentlichungen jedoch abgesehen.
Text- und Bildquelle: Website des Autors
Weitere Rezensionen zu diesem Buch:
Wenn ihr das Buch ebenfalls rezensiert habt, lasst mir doch gern den Link da, dann verlinke ich euch hier.
2 Kommentare zu „Rezension: Marock’n Roll: Sex, Drugs, Art and a Surfing Soul von Fritz Schneider“