Hallo ihr Lieben!
An Phoenicrus: Die Trilogie von Mirjam H. Hüberli saß ich nun echt lange. Aber es waren ja auch drei Bände in einem Buch mit stolzen 760 Seiten (laut Amazon). Gefallen hat sie mir dennoch. Was ich mag und was ich bemängele, das könnt ihr heute hier nachlesen.
Das Buch erschien am 17. Juli 2018 im Drachenmond Verlag.
Klappentext:
Was, wenn zwischen Himmel und Erde mehr existiert, als wir mit bloßem Auge erkennen können?
Wie unsichtbare Zwischenspiele. Zwar zum Greifen nah, manchmal auch fühlbar, aber nicht fassbar …
Es existiert tatsächlich. Ich weiß es seit heute.
Zuerst diese unheimliche Kapuzengestalt. Dann der rätselhafte Brief und mit diesem Fund ist nichts mehr, wie es war. Selbst die wirren Geschichten meines leicht verrückten Opas ergeben plötzlich einen Sinn. Ich habe eine Schwester! Yosephine verschwunden, genau wie all die Erinnerungen an sie. Damit findet die Kette von verworrenen und geheimnisvollen Hinweisen erst ihren Anfang. Zusammen mit meinem Opa und dem draufgängerischen, aber doch faszinierenden Ben mache ich mich auf die Suche nach Yosephine und den sagenumwobenen Schwarzen Engeln.
Nur wie findet man einen Menschen, an den man keinerlei Erinnerung mehr hat?
Und einen Ort, der nicht gefunden werden will?
Design:
Das Cover hat etwas Magisches an sich. Auf dunkelrotem Hintergrund ist ein goldener, stilisierter Phönix abgebildet. Am unteren Rand erkennt man ein Gebäude, das von Ästen eingerahmt ist und unter dem der Verlag steht. Schräg über das Cover in der Mitte ziehen sich Titel und Name der Autorin und bilden so eine Einheit mit dem Phönix. Im Hintergrund erkennt man Strahlen, die an die Sonne oder an strahlendes Licht, das vom Phönix auszugehen scheint, erinnern. Ein paar Sterne und einige Äste am oberen Rand runden die Verzierungen ab.
Mir gefällt die Farbgebung des Covers. Es wirkt warm, magisch und irgendwie auch edel. Sie passen sehr gut zusammen und harmonieren mit den Motiven. Die Schriftart ist in einem dekorativen Stil gehalten, der gut zu den Motiven Phönix und Akademie passt. Ich mag die Schrift, da sie sich wunderbar einfügt und die schräg nach rechts oben verlaufende Textausrichtung einen positiven Eindruck hinterlässt.
Da ich das eBook als Rezensionsexemplar erhalten habe, gibt es nur wenige Verzierungen. An manchen Stellen wurden Textzitate genommen und typografisch in Szene gesetzt, was mir sehr gefallen hat. Es hat die Geschichte ein wenig aufgelockert und sie sind wirklich schön gestaltet. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass das Printexemplar toll gestaltet wurde! Dafür ist der Drachenmond Verlag ja bekannt.
Meine Meinung:
Das Buch beginnt mit dem Alltag von Zara, der selbst ernannten Chaos-Queen. Ihre Laune ist bereits beim Verlassen des Hauses auf dem Tiefpunkt. Es regnet in Strömen und dann wird sie auch noch von diesem unverschämt gut aussehenden jungen Mann über den Haufen gefahren und landet ausgerechnet im Matsch. Doch sie hat keine Zeit, um wieder nach Hause zu gehen und sich umzuziehen, da sie bereits spät dran ist. Notgedrungen geht sie also als Schlammmonster in die Schule und dort geht der Tag bereits so weiter, wie er begonnen hat. Ein paar Tage später findet sie einen seltsamen Brief und ein Foto. Und dann ruft auch noch ihr Opa an, der ihre Hilfe braucht. Die Ereignisse werden umso skurriler und ehe sie es sich versieht, sitzt sie mit ihren Begleitern in einer blauen Klapperkiste und sucht nach einem Ort, der nicht gefunden werden will, und nach einer Schwester, an die sie keinerlei Erinnerungen hat.
Die Geschichte wird hauptsächlich aus Zaras Sicht beschrieben, die in der ersten Person steht. Im zweiten Band wird sie dann von Yosrphine in der dritten Person abgelöst und im dritten Band wechseln sie sich ab. So bekommt man gute Einblicke in die Gedanken und Gefühle der beiden Schwestern, was mir sehr gefallen hat und die Protagonistinnen näher brachte.
Dabei dreht sich die Geschichte nicht nur um das Aufspüren der geheimnisvollen Phoenicrus-Akademie, sondern auch um das Wiedergewinnen verlorener Erinnerungen, das Aufdecken einer gefährlichen Intrige und um Liebe, Freundschaft und Familie.
Die Spannung wird in einem angemessenen Tempo gesteigert, allerdings fand ich den Cliffhanger am Ende von Teil 1 echt fies. Und da die Auflösung des Ganzen auf sich warten lässt, ist er noch fieser und hat mir gar nicht so wirklich gefallen. Da hätte ich mir eher gewünscht, dass Teil 1 und 2 miteinander verwoben werden und das alles in der chronologisch richtigen Reihenfolge geschieht. Oder zumindest parallel und sich dann zusammenfügt. Die vielen verschiedenen Handlungsstränge und die beiden Liebesgeschichten haben mich außerdem ein klein wenig überfordert und verwirrt. Teil 3 ist dafür dann recht gut gelungen und versöhnt mich beinahe schon wieder ein bisschen mit der Trilogie.
Allerdings zieht sich das Ende ein klein wenig zu sehr in die Länge meiner Meinung nach. Die Konfrontation und das klärende Gespräch nimmt schon sehr viel Platz ein. Gut ist aber, dass alle offenen Fragen geklärt werden. Die Auflösung des Konflikts ist mir dann aber ein wenig zu schnell gegangen und war mir ein bisschen zu einfach, zumal die Spannung unerträglich lang gesteigert wurde. Da müsste man nochmal ein wenig dran arbeiten, um das Gleichgewicht besser auszuarbeiten.
Zara ist mir während der Geschichte sehr sympathisch. Sie ist chaotisch, schlagfertig, zuverlässig und fängt unter Druck an, sehr intelligente Kommentare von sich zu geben (Ich zitiere: „Äh…“, beliebige Seitenzahl). Dabei fehlt ihr etwas ganz Entscheidendes, das sie aber nicht bewusst wahrnimmt. Nur ihr Opa erinnert sich. Ihn liebt sie übrigens ganz besonders und kümmert sich rührend um ihn, wobei er ein bisschen verrückt und verwirrt wirkt am Anfang. Sie macht sich viele Sorgen um ihn. Ihre Eltern kann sie im Augenblick nicht so sehr leiden, da diese sich in ihre Arbeit stürzen und deshalb kaum Zeit für sie haben.
Auch für Zaras Opa haben sie kaum Zeit und Nerven, weshalb alles an Zara hängen bleibt. Dabei versucht er dauernd, ihr klarzumachen, was ihr fehlt und dass sie das unbedingt wiederbekommen müssen. Irgendwann schafft er es auch, sie zu überreden und so machen sie sich auf den Weg. Während dieser Reise hab ich ihn besonders lieb gewonnen, denn er ist einfach Gold wert und absolut sympathisch. Für mich ist er der geheime Held der Geschichte und allein für ihn lohnt es sich schon, das Buch zu lesen.
Der oben erwähnte unverschämt gut aussehende junge Mann schließt sich ebenfalls der Reise an. Ben ist witzig und schafft es, Zara jedes Mal bis aufs Blut zu reizen. Trotz allem hat er etwas Anziehendes und Verlässliches an sich. Aber was sind seine wahren Motive bei dieser Reise? Warum ist er so versessen darauf, sie zu begleiten? Und kann Zara ihm vertrauen?
Im zweiten Teil lernen wir dann Yosephine kennen. Sie erinnert sich nicht an ihr Leben vor der Akademie, was ihr ein bisschen Undurchsichtigkeit gibt. Sie war farbloser als Zara, wirkte aber dennoch zuverlässig, leidenschaftlich und intelligent. Sie hinterfragt Dinge gern mal, aber mir persönlich stolpert sie ein bisschen zu oft in Situationen, in denen sie etwas mitbekommt, was sie nicht mitbekommen sollte. Da wird zu oft gelauscht meiner Meinung nach. So bekommt die Handlung oft sich ähnelnde Szenen, die die Geschichte ein wenig holprig wirken ließen.
Milo war mir lange Zeit ein Rätsel und ich hab ihm auch nicht ganz getraut. Wie bei Ben sind seine Handlungen oft nicht sofort nachzuvollziehen und beide stehen auf Geheimniskrämerei. Er scheint dennoch zuverlässig, liebevoll und ein echt cooler Typ zu sein. Ein wenig düster wirkt er mit seiner Kleidung dennoch und er scheint interessante Hobbys zu haben. Etwas mehr Tiefe hätte ihm aber trotzdem nicht geschadet.
Auch die anderen Charaktere waren mir sehr sympathisch oder unsympathisch, je nach dem, wer es war. Alle wurden sehr schön charakterisiert, allerdings hat mir manchmal ein wenig Tiefe gefehlt. Bei den Hauptcharakteren ist sie weitestgehend vorhanden, aber die Nebencharaktere sind doch recht eindimensional und entsprechen teilweise typischen Klischees. Bei manchen werden sie zwar negiert, aber das auch nur unzureichend meiner Meinung nach. So hat es einen altbekannten Beigeschmack gehabt. Die Nebencharaktere sind so nichts Neues und in so vielen Fantasy-Romanen schon vorgekommen. Auch da sehe ich noch ein bisschen Verbesserungspotential.
Was ich anschließend aber noch hervorheben muss, ist die tolle Ausarbeitung der Phoenicrus. Der Mythos hätte zwar noch ein wenig besser integriert werden können, aber es ist etwas Neues und man merkt, dass sich die Autorin sehr gut damit auseinander gesetzt hat. Die Kräfte sind interessant und ich denke, sie bieten durchaus noch mehr Potential für weitere Geschichten.
Fazit:
Phoenicrus: Die Trilogie ist ein tolles Buch, das eine interessante Welt enthält mit viel Liebe, Gefühl und Spannung. Allerdings fand ich die Handlung manchmal zu verworren, da hätte ich mir eine andere Struktur gewünscht, damit man die Fäden nicht verliert. Die Autorin hat viele Klischees bedient und meiner Meinung nach ein wenig zu viel Wert auf die Liebe gelegt. Der Klappentext verrät zumindest gar nichts darüber und dass die Liebesgeschichten dann so viel Raum bekommen haben, hat ein wenig zu sehr von der Spannung und der Handlung um die Verschwörung abgelenkt.
Nichtsdestotrotz hat das Buch Spaß gemacht und ich hab das Lesen genossen. Das Ende war mir dann zwar ein wenig zu lang, aber dafür wurden alle Fragen geklärt. Daher bekommt das Buch von mir 7 von 10 Punkten!
Ich danke Mirjam H. Hüberli für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! Es war mir trotz der vielen Kritikpunkte eine Freude, das Buch zu lesen und zu rezensieren.
Weitere Informationen zu diesem Buch:
- Seitenanzahl: 760 Seiten
- Verlag: Drachenmond Verlag
- Preis: 19,90 € als Softcover, 4,99 € als eBook
- ISBN: 978-3-95991-710-0
- Gelesenes Format: eBook
Über die Autorin:
Vor vielen Jahren erblickte Mirjam H. Hüberli, dicht gefolgt von ihrer Zwillingsschwester, in der schönen Schweiz das Licht der Welt. Erst während des Studiums zur Online-Redakteurin wurde ihr bewusst, was sie wirklich will. So beschloss sie, den Schritt aus dem stillen Schreibkämmerchen in die aktive Szene zu wagen, um das zu leben, was das Herz ihr zuflüstert: Eigene Geschichten schreiben.
Ein Kommentar zu „Rezension: Phoenicrus: Die Trilogie von Mirjam H. Hüberli“