Rezensionen

Rezension: Ich schwöre von Marc Hudek

Hallo ihr Lieben!

Heute rezensiere ich für euch das Buch Ich schwöre! von Marc Hudek. Für mich ist das Buch eine äußerst wichtige Lektüre. Sie ist sehr aktuell und wirft einen interessanten Blickwinkel auf die Thematik Salafisten und Jugend. Aber dazu später mehr. Das Buch habe ich von Literaturtest bekommen. Vielen Dank an dieser Stelle!
Das Buch erschien am 24. Oktober 2017 beim Verlag tredition.

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Klappentext:

Der 20 Jahre alte Sportstudent Lenny Baumeister hat ein ernstes Problem: Seine einzigen Freunde driften in die Salafistenszene ab und wollen IS-Kämpfer in Syrien werden. Lenny versucht, dies mit allen Mitteln zu verhindern, aber das ist längst nicht so einfach, wie er sich das vorstellt.

Design:

Das Cover ist sehr schlicht gehalten. Es ist vollkommen schwarz, die Schriftzüge sind in weiß gehalten. Der Titel des Buches ist in einer arabisch-anmutenden Schrift geschrieben, was durch das schlichte Cover einen besonders guten Eindruck macht. Darüber ist ein nach unten zeigender Sichelmond abgebildet, der ein aus Quadraten bestehendes Muster zeigt. Leider kann ich nicht genau erkennen, was das Muster darstellen soll, aber der Sichelmond ist ein bedeutendes Symbol des Islam. Mir gefällt die Schlichtheit und die Wirkung des Covers sehr. Es passt zur Geschichte.

Meine Meinung:

Lenny Baumeister ist ein wenig perspektivenlos. Er studiert zwar Sport und steht auf seine Dozentin, aber sonst weiß er nicht, was er mit seinem Leben groß anstellen soll. Seinen beiden Freunden Faris und Yussuf geht es nicht anders. Während der eine den ganzen Tag nur herumhängt, dubiose Jobs für seinen Onkel erledigt, Bier trinkt und Frauen nachpfeift, verbringt der andere seine Zeit lieber mit Lesen und Philosophie. Die Drei treffen sich gern im Jugendtreff um die Ecke. Plötzlich taucht der undurchsichtige und merkwürdige Omar dort auf und zieht zuerst Yussuf und dann auch Faris mit seinen Reden in den Bann. Beide verändern sich stark und Lenny erkennt sie nicht mehr. Auch ihre Eltern sind verzweifelt. Doch während er versucht, seine Freunde vor den Salafisten zu retten, verliebt er sich in Anna, die im Rollstuhl sitzt. Und plötzlich ist alles noch viel komplizierter.

Der Roman ist mit viel Humor und einem ernsten Beigeschmack geschrieben. Ich musste an einigen Stellen richtig schmunzeln. Man erlebt die Geschichte aus der Sicht von Lenny. Dieser ist ein – ich kann es nicht anders nennen – intelligenter Idiot. Einerseits baut er immer wieder totale Scheiße, die ihm nicht nur einmal die Freundschaft zu Yussuf und Faris kosten kann, andererseits versteht er den Ernst der Lage und haut lustige, aber auch tiefgründige Sprüche raus. Auf jeden Fall ist er für seine Freunde und hilft ihnen, wo er kann.

Gegenüber Anna verhält er sich wie ein steifer Idiot. Einerseits findet er sie toll und bewundert ihre Lebensfreude und Energie, andererseits weiß er aber nicht, wie er damit umgehen soll, dass sie im Rollstuhl sitzt und tritt dadurch immer wieder in Fettnäpfchen. Es ist aber dennoch süß, wie verliebt er ist und wie unsicher teilweise.

Anna ist das genaue Gegenteil von Lenny. Sie hat trotz ihrer Lähmung Freude und Spaß am Leben, spielt sehr gern Rollstuhl-Basketball und strotzt nur so vor Energie. Sie packt Probleme gern direkt an der Wurzel an und findet schnell Lösungen. Außerdem ist sie sehr locker und irgendwie cool. Sie trinkt gern Bier, raucht und liest viel. Sie wird als hübsch beschrieben, scheint aber nicht Faris‘ Typ zu sein. Das meint jedenfalls Lenny.

Faris ist der typische Macho. Er hält nicht viel von muslimischen Dingen, trinkt Alkohol, geht ins Fitnessstudio, um Frauen auf den Hintern zu sehen und hängt den ganzen Tag nur herum. Lenny beschreibt ihn als nicht unbedingt die hellste Birne im Lampengeschäft. Tiefgründige Gespräche und komplizierte Sachverhalte sind einfach nicht so sein Ding. Er reagiert sehr impulsiv und wirkt an manchen Stellen sogar schnell aggressiv. Nachdem er mit Omar in Berührung kommt, nehmen muslimische Traditionen in seinem Leben an Bedeutung zu.

Yussuf ist dafür das genaue Gegenteil. Er kaut seinen Freund gern das Ohr über allerlei philosophische Gedankengänge ab und ehrt die muslimischen Traditionen weitestgehend. Alkohol trinkt er, soweit ich das im Kopf habe, nie. Auch scheint er sehr intelligent zu sein. Er ist sofort von Omar und seinen Reden angefixt und bringt dann auch Faris zu der ganzen Thematik. Er liest viel und wirkt auch sonst sehr ernst, aber auch ruhig und friedlich.

Es gibt natürlich auch einige Nebenfiguren, die kurz charakterisiert werden und immer wieder vorkommen. Da wären Lennys Sportdozentin, die sehr authoritär und sportlich ist und seine Familie. Seine Geschwister wirken irgendwo schon klischeehaft. Sein großer Bruder war im Knast, ist arbeitslos und trinkt den ganzen Tag nur Bier. Zuhause brüllt er nur rum. Seine Schwester geht noch zur Schule und ist immer in Begleitung von ihrer besten Freund Likke. Beide sind ziemliche Knallköpfe, aber irgendwo doch ganz nett. Seine Mutter arbeitet im Kaufhof als Verkäuferin für Damenwäsche und rackert sich dabei den Arsch ab, um ihren Kindern vieles bieten zu können. Lenny respektiert und liebt sie dafür sehr und ist gleichzeitig traurig darüber, was aus ihm und seinen Geschwistern geworden ist. Sein Vater ist nicht mehr da.

Alle Charaktere wirken sehr lebendig. Mir haben sie sehr gefallen und ich hab das ein oder andere Mal auch sehr lachen müssen, weil die Situation einfach zu komisch war. Gleichzeitig hat mich das Ganze aber auch nachdenklich gestimmt. Der IS scheint gezielt junge Muslime ohne Perspektive oder Plan für die Zukunft abzufangen und nach Syrien oder in andere Länder zu holen. Das erschrickt mich zutiefst. Wie kann man diese jungen Leute in Deutschland auffangen? Wie kann man ihnen helfen, damit sie nicht in das Netz der IS geraten? All diese Fragen geisterten vor allem am Ende durch meinen Kopf. Das Ende hat mich dann auch ein wenig traurig zurückgelassen. Es hat aber zu der Geschichte gepasst und das Ganze realer erscheinen lassen.

Fazit:

Der Roman war keine leichte Lektüre, hat aber mit viel Humor den Ernst der Lage rübergebracht. Der Balance-Akt zwischen Albernheit und Ernsthaftigkeit ist meiner Meinung nach sehr gut gelungen. Die Charaktere wirken zwar in manchen Punkten übetrieben klischeehaft, sind aber dennoch sympathisch und authentisch gestaltet. Mir gefiel dieser Roman wirklich sehr gut und ich hab so keine Kritikpunkte, die ich ansprechen kann. Somit bekommt der Roman von mir 10 von 10 Punkten.

Weitere Infos:

  • Verlag: Tredition
  • Seitenanzahl: 216 Seiten
  • Preis: 9,99 €
  • ISBN: 978-3-7439-5317-8

Über den Autor:

Marc Hudek ist ein Pseudonym. Mehr gibt er über sich selbst nicht preis.

Ein Kommentar zu „Rezension: Ich schwöre von Marc Hudek

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